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Folgend handelt es sich um einen Artikel von mir, der in der Sonderausgabe der Sportärztezeitung 0316 „Sport, Medizin, Ernährung“ im August 2016 erschienen ist.

Faszien & der Rücken: Prävention und Therapie von Schmerzen

Das Fasziengewebe scheint besonders bei unspezifischen Rückenschmerzen, die über 85 % ausmachen, eine wesentliche Rolle zu spielen. Dr. Torsten Pfitzer gibt eine ganzheitliche Sichtweise auf das Thema und gibt praktische Tipps.

Die allgemeinen Risikofaktoren für Zivilisationskrankheiten, wie z.B. Bewegungsmangel, falsche Ernährung, Stress, gelten auch für Rückenschmerzen und machen deutlich, wie vielfältig die Aspekte sein können, die das komplexe Gesamtsystem Mensch beeinflussen. Dieses multifaktorielle, sich gegenseitig beeinflussende Geschehen muss im Sinne eines ganzheitlichen Ansatzes sowohl in der Prävention als auch in der Therapie von Schmerzen beachtet werden.

Auf folgende Faktoren soll näher eingegangen werden:

Bewegungsmangel bzw. immer gleiche, einseitige Bewegungsabläufe (z.B. adynamisches Sitzen)

Dies ist eine der offensichtlichsten Ursachen.

Dabei ist wichtig zu wissen, dass bei so entstehenden Schmerzen, im Sinne der dreidimensionalen Verbundenheit (Stichwort Tensegrity-Modell), die Ursache oft an einer anderen Stelle zu suchen und finden ist, als die Lokalisation der Schmerzwahrnehmung. So kommt es, dass bei Rückenschmerzen üblicherweise die „verkürzte“ vordere Körperseite das Problem verursacht, der Schmerz jedoch ist hinten im Rücken zu spüren.

Bei einer weiteren Belastung (körperlich, geistig oder auch seelisch) kann dieses extreme Missverhältnis zwischen Agonist und Antagonist unter Umständen nicht mehr kompensiert werden, was uns durch Schmerz signalisiert wird.

Zudem reagiert das Fasziengewebe auf den Bewegungsmangel durch schlecht hydratisierte „Schmier-Proteine“ (Glykosaminoglykane) mit Verbackungen und zusätzlichen Kollagen-Vernetzungen (Crosslinks), was die Anpassungs- und Widerstandsfähigkeit weiter einschränkt.

Der Alltag des Großteils der Bevölkerung spielt sich fast ausschließlich in der Sitzposition ab: von morgens am Frühstückstisch bis zum Einschlafen in der wohligen Embryohaltung erfährt der Alltag nur selten Abwechslung durch eine gegenläufige, nach hinten in die Streckung gerichtete Bewegung. Die besten Voraussetzungen also, früher oder später Rückenprobleme zu bekommen. Dieser falsche Körpergebrauch führt zwangsläufig zu „verkürzten“, funktionsunfähigen Muskeln und Faszien, so dass es für uns irgendwann leichter ist, sich im Rahmen dieses starren Korsetts zu bewegen, weil das Ausnutzen unserer ursprünglichen Bewegungsmöglichkeiten Schmerzen auslösen würde. So wird schnell klar, dass das monotone Joggen für 40 Minuten die restlichen täglich in sitzender Position verbrachten ca. 1.000 Minuten aus biomechanischer Sicht nicht auszugleichen vermag, sondern eher nur unser Gewissen beruhigt.

Merke: Um langfristig schmerzfrei zu bleiben, müssen daher vorrangig die myofaszialen Fehlspannungen als auslösende Ursache wieder ins Gleichgewicht gebracht werden und anschließend abwechslungsreiche Bewegungen mit unterschiedlichen Belastungsmustern in den Alltag integriert werden.

Körperliche Überlastung (z.B. durch Training)

Ständige stark einseitige Belastung, wie z.B. immer die gleichen isolierten Übungen im Fitnessstudio oder stereotypes Jogging, führen zu ÜBERlastung unseres myofaszialen Gewebes. Dabei muss nicht zwangsläufig ein subjektives Überlastungsgefühl auftreten. Die Veränderung spielt sich oft eher heimlich und leise im Gewebe ab. Kleinste Mikroverletzungen, minimale Entzündungen treten auf, durch die die Faszie verfilzen kann.

Allerdings kann übertriebenes Training im anaeroben Bereich den Zustand noch verschärfen. Denn Muskeln und Faszie gehören zu den Geweben des Körpers, die ein nur leicht saures bis basisches Milieu benötigen, um optimal zu funktionieren. Wissenschaftler nehmen zudem an, dass die Proteoglycane im Fasziennetz auch unmittelbar durch die saure Umgebung ihre Wasserbindungsfähigkeit verlieren und damit ihre Elastizität einbüßen.

Zudem ist Fasziengewebe mit seiner Gitternetzstruktur aus hauptsächlich Kollagen und Anteilen von Elastin, wesentlich weniger flexibel als Muskelfasern. Dies ist auch der Aufgabe des Bindegewebes geschuldet, den Muskel vor Überdehnung oder gar Rissen zu schützen. Ist nun die Faszie z.B. nicht ausreichend mit Flüssigkeit versorgt, steigt das Risiko einer Überstrapazierung der Faszie erheblich.

Diese Gefahr besteht besonders bei starken, ruckartigen Bewegungen.

In diesem Zustand kann sie auch nicht mehr ihrer Funktion nachkommen, die verschiedenen Muskelanteile geschmeidig aneinander vorbei gleiten zu lassen und die Muskelarbeit zu ökonomisieren. Bewegungsabläufe funktionieren nicht mehr „reibungslos“ und die Gelenkbeweglichkeit schränkt sich ein.

Daher gilt: Bei Fasziengesundheit geht es nicht um den Wettkampfcharakter „schneller, höher, weiter, länger“, sondern um spielerische Abwechslung und Regelmäßigkeit. So freut sich auch der Rücken.

Lesen Sie auch weiter unten die Tipps für die Praxis.

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Durchblutungsstörungen

Über die kleinen Kapillaren wird das Fasziengewebe mit Flüssigkeit und den darin gelösten Nährstoffen sowie mit Sauerstoff versorgt. Wird diese Versorgungsquelle sehr stark oder über einen längeren Zeitraum reduziert, so können die Fasern Verkleben und die Faszie spröde und unelastisch werden. Verklebungen und Verdickungen können aber selbst wiederum die Durchblutung behindern.

Der Sauerstoffmangel ist bekannt dafür, dass er im myofaszialen Gewebe direkt Schmerz auslösen kann. Die in der Faszie zahlreich vorhandenen Nozizeptoren werden zwar durch Muskelkontraktionen unter normalen Umständen nicht aktiviert, jedoch bei Kontraktionen unter Ischämie sowie bei Entzündungen.

Gewebemangeldurchblutung wird z.B. durch Bewegungsarmut wie ständiges Sitzen hervorgerufen. Da hierbei zum Bewegungsmangel zugleich häufig die Blutgefäße durch einschneidende Hosenfalten im Leistenbereich sowie übereinander geschlagene Beine abgedrückt werden, wird die Sauerstoffunterversorgung noch verschlimmert und der mit Rückenschmerz häufig assoziierte Beinschmerz („Ischias“) oft verstärkt.

Unausgewogene und falsche Ernährung

Wie unser gesamter Organismus, benötigt auch das Fasziengewebe genügend Nährstoffe, um nicht zu verkleben oder spröde zu werden und seiner Funktion voll nachkommen zu können. Verklebungen wiederum ziehen eine Mangelversorgung und eine Minderung des Stoffaustauschs nach sich.

Daher ist darauf zu achten, dass wir uns ausgewogen und vollwertig ernähren. Neben den Hauptbausteinen des Fasziengewebes, wie ausreichende Flüssigkeit und hochwertige Kohlenhydrate und Proteine, spielen hier auch bestimmte Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente sowie das richtige Säure-Basen-Verhältnis eine Rolle.

Häufig wird die Bedeutung der Ernährung unterschätzt, doch auch Schmerzzustände können durch Fehlernährung hervorgerufen oder aufrechterhalten werden.

>> Hier finden Sie ausführlichere Informationen zum Thema Faszie & Ernährung.

Angesammelte Giftstoffe (z.B. körpereigene Abfallprodukte)

Stoffwechselabfallprodukte, Krankheitserreger und andere Giftstoffe wie Schwermetalle* werden im Normalfall über die Lymphe und Faszien aus unseren Zellen abtransportiert. Durch verklebtes, verdicktes Myofaszialgewebe, aber auch durch eingeschränkte Muskelbewegung, wird der Lymphabfluss jedoch behindert. Zudem kann durch zu wenig Flüssigkeit sowohl die extrazelluläre Matrix als auch die Lymphe eindicken. Stoffwechselabbauprodukte sammeln sich so im Gewebe an und können Entzündungen hervorrufen. Dadurch verklebt die Faszie weiter und vernarbt. Es kommt zu Schmerzpunkten.

Psychosoziale & seelische Faktoren (z.B. Stress, Traumata)

Die Faszienspannung wird vom autonomen Nervensystem beeinflusst. So lassen Stressbotenstoffe die Faszie verkürzen und deren Grundspannung steigern, wie Dr. Robert Schleip im Labor gezeigt hat. Eine gewisse innere Gelassenheit hingegen kann unsere Körpergrundspannung reduzieren. Interessanterweise gilt diese Wechselbeziehung auch in die andere Richtung. Bei einem erhöhten Faszientonus fühlen wir uns innerlich unruhig und schnell gestresst.

Unser Körper vergisst nicht. So wie negativer Stress seine Spuren hinterlässt, so hinterlassen auch bedrohende oder schockierend emotionale Erlebnisse, wie z.B. ein Unfall oder der Verlust einer nahestehenden Person, ihre Spuren. Wie die sichtbare Narbe auf der Haut, entstehen unsichtbare Traumata in unserem Nervensystem, die die Faszie und Muskeln sozusagen in „Dauer-Schockstarre“ versetzen und auf diese Weise zu chronischem Schmerz führen können.

Dies lässt sich durch die hohe Dichte an primär afferenten Nozizeptoren im Fasziennetz erklären. Die Oberflächenfaszie direkt unter der Epidermis zum Beispiel, besitzt 80% aller freien Nervenendigungen. Diese „verkörpern“ sozusagen das periphere Gedächtnis, das Speichersystem unserer oft ins Unterbewusstsein verdrängten, da unangenehmen bis existenzbedrohenden Erlebnisse.

Dieses Prinzip der im Nervensystem gespeicherten und zu chronischen Verspannung führenden Erinnerungen liegt z.B. manchen Formen der Körpertherapie zur Schmerzauflösung zugrunde. Aus ganzheitlicher Sicht schlagen solche Therapiemethoden (z.B. Myofaszial-Kinematik, Osteopathie, Rolfing), die auch die Faszie wieder „befreien“, somit die Brücke zwischen rein körperlich-struktureller und rein psychotherapeutischer Behandlung.

Viele weitere Infos gibt es hier im Podcastinterview (auf das Bild klicken):


Fazit

Um es also erst gar nicht zu Rückenschmerzen kommen zu lassen ist es wichtig, möglichst bereits vorbeugend das gesamte Muskel-Faszien-System im Gleichgewicht und geschmeidig zu halten. Durch regelmäßige, abwechslungsreiche Bewegung, spezielle myofasziale Techniken und Übungen, wie z.B. das „self myofasciale release“ mit den BLACKROLL-Tools, sowie durch richtige Ernährung und gutem Umgang mit psychosozialen Einflussfaktoren durch z.B. Entspannungstraining, kann in jedem Alter Schmerzfreiheit, Rückengesundheit und Lebensfreude erreicht werden.

Tipps für die Praxis:

  • Wechseln Sie die Sitzposition und machen Sie jede Stunde eine kurze Sitzpause von 1 Minute. Stehen Sie auf, strecken Sie sich und beugen Sie sich langsam etwas nach hinten in die Gegenbewegung. Öffnen Sie dabei auch Ihren Brust-Schulter-Bereich.
  • Integrieren Sie einfache Übungen in Ihren Alltag, wie z.B. das Ausrollen mit einer Muskel-Faszien-Rolle oder mit einem Ball
  • Gestalten Sie Ihre Pausen aktiv, indem Sie z.B. eine Runde bei frischer Luft um den Block drehen.
  • Haben Sie immer ein Glas stilles Wasser auf dem Tisch stehen, von dem Sie regelmäßig trinken und dieses gleich wieder auffüllen.
  • Beobachten Sie sich, um zu spüren wann Sie gestresst oder unter Spannung sind. Schließen Sie die Augen, nehmen Sie 10 tiefe Atemzüge in den Unterleib und spüren Sie, wie die Spannung abfällt.

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